„Gottesdienst zeitgleich“ am Ostermorgen 12. April 2020, 9:00 Uhr
am Fenster, auf dem Balkon, auf der Terrasse, im Garten …; Kerze und Streichhölzer o.ä. dabei, Glocken läuten
Ich atme ein. Ich atme aus. Ich schaue in den Himmel. Licht erwacht. Licht ist da. Licht vom Lichte. Ewiges Licht. Christus ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden.
Ich sehe das Licht. Es ist Ostern. Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten. Zur gleichen Zeit. Im Glauben. Wir feiern in Gottes Namen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
(Wer mag, verbleibt am Fenster oder draußen auf Balkon, Terrasse, im Garten - oder geht wieder hinein, setzt sich an Tisch oder auf Sofa – die Kerze dabei)
Gott. Ich bin hier. Und Du bist hier. Ich bete zu Dir. Und weiß: ich bin verbunden.
Mit Dir. Mit anderen, die zu Dir beten. Genau jetzt. Genauso.
Es ist Ostern! Ich bin hier. Und Du bist hier. Das genügt. Und ich bringe Dir alles, was ist. – Stille -
Höre auf unser Gebet. Amen
1 Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. 2 Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. 3 Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? 4 Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß.
5 Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. 6 Er aber sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten. 7 Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingeht nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.
8 Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemand etwas; denn sie fürchteten sich.
(jede*r liest den Text erneut leise und „fühlt“ in den Text: Wähle eine Stelle im Text. Was siehst du? Was hörst du? Was riechst du? Was ertastest du? Erzähle den anderen davon. Wenn du allein bist: Schreibe es auf.)
„Fürchte Dich nicht“, gesprochen für Dich. Das Grab ist auf und der Himmel steht offen.
Nie mehr anders seit dem ersten Ostern. Und ich mag, dass wir nur ein Wort dafür haben: Sky und Heaven sind eins. Und ich schau nach oben. Fühle mich verbunden mit dem, was war und was ist, mit Gott. und Wolken wie Engelschwingen. Amen
Der Himmel steht offen. – Ich sehe Horizontlinien.
Die Erde ist eng, der Himmel ist nah. Die Nachbarin pfeift. Der Vogel singt. Wir berühren uns ohne uns zu berühren. Wir treffen uns am Horizont der Sinne.
Ich fange den Himmel ein, mit meinem Blick - weite Weite. Und der Himmel spiegelt sich in gläsernen Flächen. Ist aber nicht zu fangen, nicht einzuengen, will heraus und kann nur grenzenlos sein. Über uns der grenzenlose Himmel – wie eng es auch ist. Über uns der grenzenlose Himmel.
Der Himmel steht offen. – Es ist Ostern.
Weihnachten hing der Himmel voll Engelsgesang gegen die Angst. Heute ist das Grab hell und da erklingen die gleichen Worte - die Worte des Engels gegen die Angst. Sie flüstern auch mir ins Ohr: „Fürchte Dich nicht.“
„Fürchte Dich nicht.“ In aller Sorge um die Lieben. „Fürchte Dich nicht.“ Bei allen Bildern, die ins Wohnzimmer dringen über die Medien. „Fürchte Dich nicht.“ Du bist nicht allein. Du bist nicht allein. Du bist nicht allein. „Fürchte Dich nicht.“ Gott ist da. Er sorgt sich mit. Er weint über die Toten. Er hält Deine Hand. Er führt ins Licht, immer wieder ins Licht.
„Fürchtet Euch nicht!“ Hallt es im Grab. Es hallt in Maria Magdalena und in Maria, der Mutter des Jakobus, und in Salome nach. Zitternd zuerst vor Staunen und erster ungläubiger Freude, dann immer fester. Kann es wirklich wahr sein? Kann es sein? Jesus – er ist auferstanden!
„Fürchte Dich nicht.“ Hallt in meinem Herz nach. Hallt von den Wänden der Grabeskammer. Hallt in die Küchen und Stuben und Videokonferenzen und Altenheime und Intensivstationen. „Fürchte Dich nicht.“ Der Himmel steht offen. Gott hat den Weg frei gemacht. Wir stehen im Morgen. Aus Gott ein Schein durchblitzt alle Gräber. Es bricht ein SteinDer Himmel steht offen.
Über mir Wolken wie Engelschwingen. Da sind Engel. Sichtbar und unsichtbar. Da sind Spuren des „Fürchte Dich nicht“, ewig im Himmel und auf meiner Herzhaut. Es sind blaue Worte und weich wie Wolke. Engelworte, blau und weich wie weiche kleine Pelzchen - und es bricht der Stein.
Vielleicht: Kannst Du den Himmel sehen? Da, wo Du gerade bist? Wie sieht er aus? Schau in den Himmel.
Oder: Schreibe auf – wo findet Himmel statt? Für Dich. Vielleicht schreibst Du jemanden, weil er/sie ein Stück Himmel auf Erden für Dich ist. Oder Du schreibst von Deiner Sehnsucht nach Himmel.
Gott. Wir sind verbunden. Als Menschen mit Menschen. Als Glaubende miteinander. Als Glaubende und Menschen mit Dir.
Gott, an diesem Ostermorgen bitten wir Dich: lass alle Menschen das Licht sehen! Lass uns selbst Licht sein! Erleuchte und bewege uns!
Wir bringen Dir unsere Gedanken, unser Danken und unser Sorgen. Heute. - Stille -
Wir denken an alle, die wir lieben. Wie gerne würden wir die Ostertage zusammen verbringen. Wir denken an sie. Was tun sie gerade. – Stille -
Wir denken an alle, die in diesen Zeiten noch einsamer sind. – Stille -
Wir denken an alle Kranken. Und an alle Kranken in Krankenhäusern, die keinen Besuch haben können. – Stille -
Wir denken an alle, die helfen. Sie setzen sich und ihre Kraft und ihre Gaben ein füreinander. – Stille -
Was uns heute noch wichtig ist, bringen wir jetzt in der Stille vor dich. – Stille -
Gott. Wir sind Deine Menschen. Wir sind miteinander verbunden. Atmen die Luft Deiner Schöpfung. Leben aus Deinem Licht.
Erleuchte und bewege uns Und hilf uns allen, dass wir mit dem Licht der Osterbotschaft in diesen Tag gehen.
Wir beten zu Dir in allem, was ist. Beten zu Dir mit den Worten, die uns im Herzen wohnen:
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Wir stehen im Morgen. Der Himmel steht offen.
Gott hat den Weg frei gemacht. Sein Licht durchblitzt alle Gräber.
Christus ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden.
Ich atme ein. Ich atme aus. Ich erde mich und schaue in den Himmel.
„Fürchte Dich nicht“ steht dort geschrieben. Ich bin umgeben von Gottes Kraft, die alles schafft.
Gott segne uns und behüte uns. Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen