Jubilate 03. Mai 2020, 10 Uhr
Die Glocken läuten und rufen zum Gebet.
Eine Kerze wird angezündet.
Die Glocken läuten und rufen zum Gebet.
Eine Kerze wird angezündet.
Die Glocken läuten und rufen zum Gebet. Dieser Sonntag heißt Jubilate. Jubelsonntag. Wir freuen uns – Über das Gute, das schon da ist – sichtbar und unsichtbar.
Und wir sind da. Versammelt. An unterschiedlichen Orten. Mit unseren unterschiedlichen Gefühlen. So, wie wir jetzt eben sind. Aber zur gleichen Zeit. Und mit den gleichen Worten und Liedern. Wir feiern in Gottes Namen.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Gott. Ich bin hier. Ich bete zu Dir. Mit anderen, die zu Dir beten. Genau jetzt. Genau so. Und ich bringe Dir alles, was ist. – Stille –
Höre uns. Sieh uns. Amen.
Jesus sagte: »Ich bin der wahre Weinstock. Mein Vater ist der Weinbauer. Er entfernt jede Rebe an mir, die keine Frucht trägt. Und er reinigt jede Rebe, die Frucht trägt, damit sie noch mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein geworden durch das Wort, das ich euch verkündet habe. Bleibt mit mir verbunden, dann bleibe auch ich mit euch verbunden. Eine Rebe kann aus sich selbst heraus keine Frucht tragen. Dazu muss sie mit dem Weinstock verbunden bleiben. So könnt auch ihr keine Frucht tragen, wenn ihr nicht mit mir verbunden bleibt.
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer mit mir verbunden bleibt, so wie ich mit ihm, bringt reiche Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts erreichen. Wer nicht mit mir verbunden bleibt, wird weggeworfen wie eine abgeschnittene Rebe und vertrocknet. Man sammelt das Abgeschnittene ein und wirft es ins Feuer, wo die Rebe verbrennt.
Wenn ihr mit mir verbunden bleibt und meine Worte im Innersten bewahrt, dann gilt: Was immer ihr wollt, darum bittet – und eure Bitte wird erfüllt werden. Die Herrlichkeit meines Vaters wird darin sichtbar, dass ihr viel Frucht bringt und euch als meine Jünger erweist.«
Irgendwo auf der Welt schaut jetzt einer aufs Meer. Irgendwo kocht eine Mokka. Irgendwo zupft jemand ein trockenes Blatt von einer Topfpflanze. Irgendwo hat eine die erste Wehe. Irgendwo atmet einer zum letzten Mal ein, zum letzten Mal aus. Irgendwo wäre jemand so unerträglich unbedingt gerne an einem anderen Ort. Irgendwo haben welche den besten Sex ihres Lebens.
Irgendwo unterschreibt eine ein neues Gesetz. Irgendwo liest einer den neuesten Forschungsbericht. Irgendwo sagt einer zum ersten Mal Ich. Irgendwo sagt eine zum ersten Mal Nein. Irgendwo sind wir eins. Sind verbunden – mehr und anders als wir wissen.
Gott ist im Menschsein. Es gibt etwas in unserem Miteinander, das größer ist als ich. Größer als du.
Größer auch als wir zusammen. Es umfasst uns. Ist in uns und um uns. Gottes Herrlichkeit leuchtet durch uns hindurch.
Wir sind Äste an einem Baum. Reben an einem Weinstock. Lebewesen auf diesem einen Planeten. Hab keine Angst, wenn du dich fühlst wie ein vertrocknetes Blatt. Wenn deine Woche wie ohne Frucht war. Die Herrlichkeit strömt auch zu dir. Was wir hier tun, wirkt sich dort aus. Was dort ist, ist zugleich hier.
Eine andere kann, was du nicht kannst. Und was du weißt, ahnst, mit unsichtbarer Schrift in die Luft schreibst: Es ist da. Gelangt dorthin, wo es gebraucht wird. Vertrau darauf. Wir sind verbunden miteinander. Verbunden durch Jesus. Wir sind schon ganz neu. Unsichtbar auferstanden. Wir alle gemeinsam.
Irgendwo schaut eine auf ihr Handy. Irgendwo schaut einer in den Spiegel. Irgendwo zieht sich jemand Schutzkleidung an. Irgendwo setzt sich einer in ein schaukelndes Boot. Irgendwo betet jemand. Irgendwo weint jemand. Irgendwo schneidet jemand den Strunk aus einer Paprika, jemand schließt eine an ein Beatmungsgerät an, jemand zieht einen anderen aus dem Wasser.
Irgendwo hört DER EINE alles. Irgendwo sieht DIE EWIGE das Ganze. Irgendwo sagt Jesus zu uns: Ihr seid schon rein. Ihr bringt schon Frucht. Amen.
(inspiriert von Holger Pyka: Irgendjemand gerade – ein Abendgebet auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=c95CGbwK8Pk
Und: Olga Tokarczuk: Der liebevolle Erzähler. Vorlesung zur Verleihung des Nobelreises für Literatur, Kampa Verlag, Zürich 2020)
Geh durch deine Wohnung, geht durch euer Haus. Sucht einen Gegenstand, der euch mit jemandem an einem anderen Ort verbindet. Gebt diesem Gegenstand für diese Woche einen besonderen Platz. Erzählt einander von den Menschen, den Gegenständen, den Verbindungen. Macht Fotos und schickt sie dem*der anderen.
Jesus. Hier sind wir. Du hast gesagt: Wir sind mit dir verbunden. Wir sind erlöst. Wir wollen das glauben. Hilf uns dabei. Wir denken an alle, die wir lieben. Was tun sie gerade? - Stille -
Wir denken an die Sterbenden. An die Trauernden. In Krankenhäusern, Lagern, auf dem Meer. An die, die versuchen, für sie zu sorgen. – Stille -
Und wir denken an die Liebe, das Leuchten. Die Herrlichkeit schon jetzt. – Stille –
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Gott segne uns und behüte uns. Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen.