2. Sonntag nach Trinitatis, 21. Juni 2020, 10 Uhr
Eine Kerze wird angezündet.
Die Glocken läuten und rufen zum Gebet.
Eine Kerze wird angezündet.
Die Glocken läuten und rufen zum Gebet.
Wir nähern uns der Mitte des Jahres, liebe Gemeinde. Für mich fühlt sich dies noch etwas fremd an, dass bereits der Sommer da ist – irgendwie ging dies jetzt sehr schnell und war durch das „neue“ Leben in Corona-Zeit bisher überlagert.
Mit der Sommerzeit kommen immer auch unsere neuen Konfirmandinnen und Konfirmanden und beginnen ihr Konfi-Jahr – und das ist jetzt auch wieder so. In diesem Monat hat es erste Treffen gegeben – und auch in unseren Sonntagsandachten werden sie jetzt immer mehr dabei sein – so wie heute bereits einige da sind. Das ist schön – euch allen ein herzliches Willkommen.
Wir sind alle miteinander verbunden – sei es in der Lukaskirche und mit allen Menschen an anderen Orten, die jetzt Zuhause vor Gott zusammenkommen und dort Andacht feiern im Namen Gottes. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Wir beten mit alten Psalmworten gemeinsam:
Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.
Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe. Herr, du hilfst Menschen und Tieren.
Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht!
Gott, ich bin hier. Und du bist hier.
Ich bete zu dir. Und weiß: ich bin verbunden. Mit dir. Mit anderen, die zu dir beten. Genau jetzt. Genau so. Und ich bringe Dir alles, was war und ist in der Stille
- STILLE - Höre auf unser Gebet. Amen.
„Kommt her zu mir!“ – so lautet die große Einladung dieses Sonntags. Sie geht an alle – auch an die, die nicht mit ihr rechnen. „Kommt her zu mir alle!“ Sagt Jesus.
Wir hören Worte Jesu aus dem Matthäusevangelium, Kapitel 11:
„So rief Jesus aus: »Ich preise dich, Vater, du Herr über den Himmel und die Erde! Denn du hast das alles vor den Weisen und Klugen verborgen. Aber den einfachen Leuten hast du es offenbart. Ja, Vater, so hast du es gewollt! Alles hat mir mein Vater übergeben. Niemand kennt den Sohn, nur der Vater. Und niemand kennt den Vater, nur der Sohn – und die Menschen, denen der Sohn den Vater zeigen will.«
»Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch abmüht und belastet seid! Bei mir werdet ihr Ruhe finden. Lernt von mir: Ich meine es gut mit euch und sehe auf niemanden herab. Dann wird eure Seele Ruhe finden.“ Amen.
Liebe Gemeinde, welcher Vers aus der Lesung ist ihnen im Gedächtnis geblieben?
Schauen Sie noch einmal auf den Text: nennen Sie, nennt ihr gerne mal laut ein Wort, einen Vers, der Sie, euch anspricht – ohne Kommentar – einfach nur noch einmal aussprechen und wir hören…
Ruhe finden – daran bleibe ich hängen. „Kommt her zu mir, ihr alle, die ihr euch abmüht und belastet seid. Bei mir werdet ihr Ruhe finden.“ Das ist wie Balsam, wie eine Oase, eine Quelle … Ruhe und Kraft haben jetzt viele nötig.
Wir erleben eine ganz anstrengende Zeit - Corona-Zeit. Erst ging so gut wie gar nichts mehr, keine Schule, keine Kita, Geschäfte geschlossen, jetzt wird immer mehr möglich, aber es ist unglaublich kompliziert. Was geht gerade wieder, was wird neu gelockert – was wird zurückgenommen?
Ja, seit einiger Zeit finden wieder Gottesdienste statt, auch in unseren Gemeindehäusern dürfen wir bald wieder unsere Arbeit aufnehmen, Gruppen können sich wieder treffen – aber anders.
In ungewohnter Gestalt, mit Abstand, mit Masken und ohne Singen, ohne Handschlag, ohne Umarmung. Überall erleben wir das jetzt so. Unser Alltag hat sich anhaltend verändert. Für euch in der Schule – ihr müsst auf Abstand bleiben – auch in den Pausen: kein Geraufe, kein Abschlagen, kein Schulterklopfen – keine echte Nähe – und zumeist nur jeden zweiten Tag im Unterricht, ansonsten müsst ihr zuhause allein mit den Aufgaben zurecht kommen.
Neuer Alltag: für unsere Eltern und Großeltern – Besuche auf Abstand; neuer Alltag beim Einkaufen, im Büro, auf der Arbeit, für viele weiterhin Kurzarbeit. Und ich frage mich, wie lange halten wir das aus? Auf der einen Seite freuen sich alle, dass Kita und Schulen wieder geöffnet sind, dass überall wieder Leben einkehrt; auch freue ich mich sehr, dass unser Gemeindeleben bald wieder anlaufen kann. Auf der anderen Seite frage ich mich: Wie lange halten wir das aus – ohne Nähe, ohne Umarmungen – diese neue Normalität? Die ich ganz und gar nicht normal finde.
Es gibt sicherlich jede Menge tolle Initiativen und Ideen, um so viel Normalität zu bewahren, wie eben möglich ist: Aber: es kostet auch unendlich viel Kraft, Nerven und Anstrengung. Da höre ich unseren Predigttext heute wie Balsam:
„Kommt her zu mir, ihr alle, die ihr euch abmüht und belastet seid. Bei mir werdet ihr Ruhe finden.“
Und mir fällt auf: Auch Jesus besitzt diese Ruhe offensichtlich nicht aus sich selbst heraus. Er weiß, wie es ist, auf dieser Welt zu leben. Mit welchen Ängsten und Sorgen wir da konfrontiert werden. Jesus kann so ruhig leben und das an andere weitergeben, weil er selbst die Quelle kennt, aus der er Kraft schöpft. Seine Kraft kommt aus seinem Zusammenleben mit seinem Vater, mit Gott. „Alles hat mir mein Vater übergeben.
Niemand kennt den Sohn, nur der Vater. Und niemand kennt den Vater, nur der Sohn – und die Menschen, denen der Sohn den Vater zeigen will.« Jesus bietet sich an, wenn er sagt: „Kommt zu mir. Tretet mit mir in Verbindung, in Beziehung. Auf mich könnt Ihr Euch verlassen. Denn auch ich habe eine solche zuverlässige Verbindung. Ich weiß, zu wem ich gehen kann, wenn es schwer wird im Leben, zu Gott: Ich biete Euch an, über diese Brücke zu gehen, mit mir verbunden zu bleiben und auf diese Weise auch mit Gott. So findet Ihr Ruhe.“
Jesus bietet sich an und sagt: „Kommt!“– und ich glaube, liebe Gemeinde, genau darum geht es jetzt: zu kommen. Dies ernst zu nehmen. Dass wir uns an Jesus wenden und auf ihn schauen. Um Ruhe zu finden. Es geht ums Kommen: So wie die neuen Konfis jetzt kommen: sie kommen neu in die Gemeinde hinein, kommen neugierig, oder auch vorsichtig,
“Kommt her“ sagt Jesus. „Kommt alle - macht Euch auf den Weg, gerade Ihr mit euren Belastungen. Es ist nicht damit getan, sich nur immer selbst im Blick zu haben. Euer Herz wird weit, Euer Kopf wird frei, wenn Euer Blick sich zum Himmel weitet: Wenn Ihr erlebt, wie ihr Hilfe findet in Verbindung mit Gott und den Menschen.
Ich biete euch an, über diese Brücke zu gehen.“ Die Brücke steht, auch in dieser merkwürdigen Zeit, in der wir anfangen aufzuatmen und dem Frieden doch nicht wirklich trauen.
„Ruhe finden“ meint in diesem Fall weit mehr als den beschaulichen Kaffee am Sonntag-nachmittag. An sich nichts dagegen einzuwenden! Aber hier ist eine Gelassenheit gemeint, die über die Sorgen, ja sogar über den Tod hinausreicht. Jesus wirbt für Vertrauen in Gott, das über die riskanten Mächte dieser Welt, wie dieses Virus - am Ende auch über Sterben und Tod hinausreicht. Und dieses Vertrauen kann täglicher, wiederkehrender Trost im Alltag sein – auch in diesem neuen Alltag, den wir jetzt erleben. Und ich lasse es mir immer wieder gesagt sein. „Kommt her zu mir, ihr alle, die ihr euch abmüht und belastet seid. Bei mir werdet ihr Ruhe finden.“ Amen.
Jesus spricht von Gott als unserem Vater – weil wir in enger Beziehung zu ihm leben dürfen, weil wir eng verbunden sind.
Gütiger Gott, hier sind wir. Wir kommen mit all unserer Unruhe und Müdigkeit. Auch mit unserer Freude und unserem Schwung. Wir kommen zu dir, wie du uns gerufen hast. Wollen Ruhe und Stärke finden durch deine Nähe.
Wir denken heute an alle, die wir lieben. Was tun sie gerade? - Stille - Wir bitten dich, begleite sie und rufen gemeinsam: Herr, erhöre uns
Wir denken an alle, die kaum zur Ruhe kommen, die gehetzt sind von der Arbeit, den Anforderungen in der Familie. – Stille - Wir bitten dich, stärke sie - und rufen gemeinsam: Herr, erhöre uns
Wir denken an die, die sich Sorgen machen, die darunter leiden, keine Sicherheiten mehr zu haben. – Stille - Wir bitten dich, lass sie Halt finden - und rufen gemeinsam: Herr, erhöre uns
Gott, wir sind Deine Menschen. Wir sind miteinander verbunden. Wir hören deine Einladung und deinen Ruf und beten mit den Worten, die uns im Herzen wohnen:
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen
Gott, der Herr, segne dich und behüte dich. Gott, der Herr, lasse leuchten sein Angesicht über uns und sei dir gnädig. Gott, der Herr, erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.
Amen.