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Gottesdienst zeitgleich 10.05.2020

08. Mai 2020

Nach einem Entwurf aus dem Michaeliskloster

Kantate, 10. Mai 2020, 10 Uhr

Die Glocken läuten und rufen zum Gebet.
Eine Kerze wird angezündet.

Einstimmung

Die Glocken rufen zum Gebet, zur Sammlung und zur Gemeinschaft. Gott selbst ruft uns zusammen. Was auch immer uns in diesen Zeiten trennt, wir begegnen einander. Heute kommt der Name des Sonntages aus dem 98. Psalm. Er ist wie eine kräftige Überschrift für diesen Gottesdienst und immer dann, wenn Christinnen und Christen feiern: Kantate! Singt! „Singt Gott ein neues Lied, denn er tut Wunder!“

Unbeschwertes Singen in Gemeinschaft, Musik und Klang im Kirchenraum fehlen schmerzlich in dieser Zeit. Wie gut, dass wir jetzt beisammen sind, mit gleichen Liedern, Texten und Gebeten . . . mitgesungen, mitgesprochen oder mitgehört. Und vielleicht spüren wir im selben Moment, wie Musik und Wort uns tragen.

Wir feiern in seinem Namen, im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.  Amen

Wir singen das Lied: "Du meine Seele, singe" (Quelle: freiTöne 70)

Gebet zur Einkehr und zur Verbundenheit miteinander

Gott. Ich bin hier. Und Du bist hier. Ich bete zu Dir. Und weiß: ich bin verbunden. Mit anderen, die zu Dir beten. Genau jetzt. Genauso. Ich bringe Dir alles, was war und was ist.  – Stille -

Höre uns. Sieh uns an. Klinge Du in uns.  Amen.

Gott hat euch als seine Heiligen erwählt, denen er seine Liebe schenkt. Darum legt nun die entsprechende »Kleidung« an: herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Freundlichkeit und Geduld.

Ertragt euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorwirft. Wie der Herr euch vergeben hat, so sollt auch ihr vergeben! Und über all das legt die Liebe an.  Sie ist das Band, das alles andere zusammenhält und vollendet. Und der Friede, den Christus schenkt, lenke eure Herzen. Dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Und dafür sollt ihr dankbar sein!

Das Wort, in dem Christus gegenwärtig ist, wohne in reichem Maß bei euch. Belehrt euch gegenseitig und bringt euch zur Vernunft. Tut das in aller Weisheit.  Singt Gott aus vollem Herzen Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder. Denn er hat euch Gnade geschenkt. Alles, was ihr sagt und tut, soll im Namen des Herrn Jesus geschehen. Und durch ihn sollt ihr Gott, dem Vater, danken.

Wir singen das Lied: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind" (auch als Kanon) Quelle: Evangelisches Gesangbuch 564

Verkündigungsimpuls

„Singt Gott aus vollem Herzen Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder!“ Darum: Kantate! Singt!

Paulus ist längst nicht der Erste, der das in der Bibel fordert. Denn Singen hat eine uralte biblische Tradition, . . . Singen und Tanzen. Schon zu Beginn, im zweiten Buch Mose, ist es Mirjam, die Schwester von Mose,  die ihre Leute in Bewegung setzt. Sie kann nicht anders. Überschwänglich, dankbar, heilfroh platzt es aus ihr heraus: „Singt dem HERRN ein Lied, denn er ist hoch und erhaben! Ross und Reiter warf er ins Meer.“ Ins Schilfmeer warf Gott die ägyptischen Verfolger. Mirjam und ihre eigenen Leute können ihr Glück kaum fassen. Eben noch in schier aussichtsloser Lage, und nun gerettet am sicheren Ufer!

Darum: Kantate! Mirjams Lied am Schilfmeer: Der erste Psalm, die erste Hymne, das erste geistliche Lied der Bibel ist geboren … ein populäres Tanz-Lied, eines fürs Volk; Mirjam sei Dank! Seither erzählen die Bibel und die Geschichten des Glaubens von Menschen, die singen und tanzen, trommeln und spielen; aus Freude und Dankbarkeit, in Klage und Schmerz. Dafür haben wir ja unsere Stimme, den Gesang, Instrumente, Worte und die Poesie.  Alle unsere menschlichen und auch die unmenschlichen Erfahrungen kommen so ins Klingen und Schwingen . . . vor Gott. Was wären wir ohne Choräle, Melodien, Klänge, Schlager und Evergreens; die alten und die neuen!

„Wer nur den lieben Gott lässt walten“, „Der Mond ist aufgegangen“ oder „You´ll never walk alone“ . . . viele unterschiedliche Formen und Stile sind möglich und nötig.

Wir brauchen sie, um mit zu fühlen, um Danke zu sagen auf Balkonen, in Innenhöfen und im eigenen Wohnzimmer. Wir brauchen Musik, um sie zu teilen, analog und digital, um uns mitzuteilen, um uns selbst und gegenseitig zu stärken, um Heilung zu erbitten, um zu erleben: Ich bin nicht allein. Wir brauchen sie – umso mehr werden wir den Gesang vermissen, wenn wir uns bald wieder in der Kirche zu Andachten treffen werden – auf Abstand - und leider zunächst nur ohne Gesang.  Aber wir haben die Musik – wir können hören – wir können innerlich mitsingen.

Und vielleicht fällt uns heute am Muttertag auch ein Lied ein, dass uns unsere Mutter vorgesungen oder gelehrt hat. Welches war es? Können wir es noch?  Vielleicht haben wir auch die Möglichkeit, heute unserer Mutter ein Lied vorzusingen:  am Telefon oder per Video-Anruf. Als Gemeinschaft von Christinnen und Christen singen, spielen und trommeln wir im Rampenlicht von Ostern, mit der heilsamen Botschaft im Rücken, dass nichts uns trennen kann von Gott, . . . kein Virus, nicht einmal der Tod.

Eberhard Jüngel, der große evangelische Theologe, hat die Bedeutung von Musik im Licht von Ostern als Zukunftsmusik so verdichtet:
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„Wenn es so etwas wie Zukunftsmusik gibt, dann war sie damals, dann ist sie am Ostermorgen an der Zeit: Zur Begrüßung des neuen Menschen, über den der Tod nicht mehr herrscht. Das müsste freilich eine Musik sein – nicht nur für Flöten und Geigen, nicht nur für Trompeten, Orgel und Kontrabass, sondern für die ganze Schöpfung geschrieben, für jede seufzende Kreatur, so dass alle Welt einstimmen und Groß und Klein, und sei es unter Tränen, wirklich jauchzen kann, ja so, dass selbst die stummen Dinge und die groben Klötze mitsummen und mitbrummen müssen: Ein neuer Mensch ist da, geheimnisvoll und allen weit voraus, aber doch eben da.“
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Die Rettung ist nicht nur nahe, sie ist mit der Auferstehung Jesu schon geschehen; für dich und mich, für uns und alle, die daran glauben. Darum lasst uns heute einstimmen mit Mirjam und mit Paulus, ja mit allen Schwestern und Brüdern, dankbar, überschwänglich, heilfroh: Kantate! Singt und hört.  Amen.

Wir singen das Lied: "Du bist heilig" Quelle: freiTöne 153

„Musikalisches“ Glaubens-Bekenntnis, Quelle unbekannt

Ich glaube an Gott, der Musik und Klang, Schwingung und Rhythmus ist, der sein Lied summt und singt in allem, was lebt und den Takt gibt in Zeit und Ewigkeit.

Ich glaube an Jesus Christus, in dem Gott sein Liebeslied auf wunderbare Weise in dieser Welt anstimmt. Ich glaube an Jesus, der in uns allen Gutes zum Schwingen bringt; durch den alle Töne zur Melodie werden; der uns einlädt, mit einzustimmen in sein Lied für Gott und die Menschen; in das Liebeslied des Lebens; in das Lied von Tod und Auferstehung.

Ich glaube an den Heiligen Geist, der verstummte Saiten in uns zum Klingen bringen kann;
der unser Gehör schärft; der hilft, den richtigen Ton zu treffen; dessen zarte Melodie uns einschwingen lässt, in seinen Rhythmus. Ich glaube, dass Gott sein Lied in unserer Gemeinschaft der Glaubenden weiter singen wird.  Amen.

Meditations-Impuls

Welches Wort, welcher Ton oder Gedanke bis hierher trifft mich, hilft mir, kann ich nun für eine Weile vertiefen? Eine Klangmeditation unterstützt die persönliche Meditation eines gehörten Wortes, einer Idee und vielleicht auch einer Sehnsucht, einer Hoffnung.

Fürbitten

Gott, wir sind verbunden und bringen vor dich, was uns bewegt.

Wir sind dankbar, für das, was wir in uns hören, für jedes Lied, das uns anrührt. Wir danken dir für die Menschen, die für uns musizieren und unser Leben reicher machen.

Wir bitten dich für die, deren Ohren verschlossen sind, die kein Klang mehr erreicht, für die, die das Singen mit anderen in dieser Zeit schmerzlich vermissen. Wir denken an jene, die sich sehnen nach Musik und Tanz, Spiel und Gemeinschaft.

Wir rufen dich an für die, die lauern auf falsche Töne: schenke ihnen einen weitherzigen Geist. Wir denken an die, die Lieder und Instrumente brauchen in Pflegeeinrichtungen, Kindergärten, Schulen und Kirchen, auf Plätzen und in Innenhöfen: lass die Musizierenden phantasievoll ziehen zu den sehnsüchtig Summenden und Jubelnden.

Hilf uns, die Schönheit der Welt zu besingen und die Klage der Verletzlichen heraus zu rufen.
Dafür brauchen wir deine Stimme und deinen Klang in uns.  Amen.

Kyrie-Ruf: Herr, erbarme dich (2x mitgesungen oder angehört)
Quelle: Evangelisches Gesangbuch 178.11

- Stille -  Wir beten zu dir mit Worten, die uns im Herzen wohnen:

 

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Zum Segen öffnen wir die Händ und sprechen laut:

Gott segne uns und behüte uns. Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.  Amen.

Einen gesegneten Sonntag und bleiben Sie behütet!