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Gründonnerstag zeitgleich Gottesdienst

09. April 2020

Nach einem Entwurf aus dem Michaeliskloster

Gründonnerstag mit Tischabendmahlfeier

Zum Gründonnerstag gehört das Abendmahl.
Wir können es in diesem Jahr nicht gemeinsam in den Kirchen feiern. Aber wir können das zuhause tun. Jeder getaufte Christ, jede Christin, darf das und kann das. Dazu gehört auch das Lesen der Worte zur Einsetzung des Abendmahls.
Auch wenn du alleine bist, kannst du an diesem Gründonnerstag-Abend gleichzeitig mit anderen Abendmahl feiern und dich im Geiste mit anderen Menschen verbunden wissen. Wir sind sicher: Jesus findet einen Weg, uns zu verbinden und uns nahe zu sein – in Brot und Wein oder Saft, Wort und Liebe.

Die Lieder zum Anhören und Mitsingen gibt es als mp3-Datei direkt im Text zum Anklicken. Auch die Einsetzungsworte gibt es als Audio-Datei. Denn viele Menschen möchten diese Worte lieber zugesprochen bekommen und so die Zusage der Verheißung hören.

Was brauchen wir?

- Ablaufzettel mit allen Texten (inkl. Liedern), ausgedruckt für alle oder Laptops / Tablets
- Vereinbart, wer jeweils Eine oder Einer bzw. eine Andere liest.
- Die in den Text eingefügten Lieder / Einsetzungsworte sind als Audiodatei abspielbar vom Smartphone oder Laptop. Am schönsten klingt es mit einer eigenen kleinen Lautsprecherbox (z.B. über Bluetooth mit dem Smartphone verbunden).
- Eine Kerze und ein Kreuz wären schön und die Bibel in der Mitte

Vorbereitung

Decke / deckt den Tisch. Vielleicht mit einer Tischdecke. Sucht schönes Geschirr. Schneidet ein wenig Brot auf und öffnet eine Flasche Wein oder Traubensaft und stellt für jeden und jede ein Glas oder einen Becher hin. Auch andere Speisen sollen mit auf dem Tisch stehen: z. B. Käse und Gemüse und Salz.  Das war damals auch so.
Mache dich / macht euch selbst bereit. Du isst / ihr esst mit Jesus zu Abend.
Was ziehst du / was zieht ihr an?

• Glockengeläut

• eine Kerze wird entzündet

Eröffnung

Eine/r: Die Glocken läuten und rufen zum Gebet. Jesus sagt: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten. Zur gleichen Zeit. Im Glauben. Gott ist da – in Gefahr, in Bewahrung, in Dankbarkeit.
Wir feiern im Namen Gottes. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Alle: Amen

Eine/r: Heute ist Gründonnerstag. Wir erinnern uns: Jesus hat sich da zum letzten Mal mit seinen Freunden getroffen. Ein Abschied mitten in der Passionsgeschichte, bevor sie ihn gefangen genommen haben. Jesus und seine Jünger sitzen an einem Tisch.
Ein/e Andere/r: Und wir sind mitten in unserer Passionsgeschichte. Im Leiden dieser Welt, in der Bedrohung durch das Virus, mit der Hoffnung auf Leben, auf ewiges Leben. Auch wir sitzen an einem Tisch. An seinem Tisch.
Der Spruch für den heutigen Tag steht in Psalm 111: „Gott selbst hat alles dafür getan, dass seine Wunder nicht in Vergessenheit geraten. Gnädig und barmherzig ist der HERR!“

Wir singen das Lied: "Ich lobe meinen Gott" (EG 272 = freiTöne 82)

Eine/r: Der Tisch ist gedeckt. Brot und Wein (-traubensaft), Käse und Gemüse, Salz. So ähnlich war das vor 2000 Jahren bei Jesus und seinen Jüngern. Sie feierten zusammen das Passafest. Sie erinnerten sich an die Nacht in Ägypten, als Israel aus seiner Gefangenschaft auszog. Jesus war ein Mensch wie wir. Er hatte viel erlebt. Er hat sich eingesetzt für die Kranken, für die Kinder, für Leute mit schlechtem Ruf. Auch wir haben uns in den letzten Tagen eingesetzt für andere, auf vieles verzichtet. Und wir haben viel Zuwendung bekommen. Das ist Grund zum Danken und zum Weiterbeten.

Ein/e Andere: Lasst uns beten:
Jesus Christus! Ich bin hier. Und du bist hier. Ich bete zu dir. Und weiß: ich bin verbunden. Mit dir. Mit anderen, die zu dir beten.
Genau jetzt. Genauso. Heute am Gründonnerstag. In der Erinnerung an das letzte Mal, als du mit deinen Jüngern zusammen warst.

Wir erinnern uns an dein letztes Mahl, deine letzte Mahlzeit mit den Freunden. Jesus, ich bin hier. Und du bist hier. Das genügt. Und ich bringe dir alles, was ist. - Stille -
Höre auf unser Gebet. Wir sehnen uns nach deiner Liebe. Hilf uns, sie zu spüren, beim Hören, Sehen und Essen.  Amen.

Alttestamentliche Lesung aus 2. Mose 12 (zugleich Predigttext)

1 Noch in Ägypten sagte der HERR zu Mose und Aaron:  2 »Dieser Monat soll für euch von nun an der erste Monat des Jahres sein.  3 Richtet den Israeliten aus: Am 10. Tag dieses Monats soll jeder für seine Familie ein Lamm auswählen.  4 Wenn eine Familie zu klein ist, um ein ganzes Lamm zu essen, soll sie sich mit ihren nächsten Nachbarn zusammentun.
Dann sollen alle, die zur Gemeinschaft der Israeliten gehören, die ausgewählten Lämmer in der Abenddämmerung schlachten.  7 Sie sollen etwas vom Blut der Tiere in einer Schale auffangen und es an die Pfosten und den oberen Türbalken der Häuser streichen, in denen sie das Lamm essen.  8 Noch in derselben Nacht müssen sie das Fleisch über dem Feuer braten. Dazu sollen sie bittere Kräuter essen und Brot, das ohne Sauerteig gebacken ist.
Lasst nichts bis zum nächsten Morgen übrig, sondern verbrennt das restliche Fleisch! 
11 Beeilt euch beim Essen! Ihr sollt für die Reise angezogen sein, Schuhe tragen und eure Wanderstöcke in der Hand halten. So feiert ihr das Passahfest – ein Fest für mich, den HERRN.  12 In dieser Nacht werde ich durch Ägypten gehen und in jeder Familie den ältesten Sohn töten und auch jedes erstgeborene männliche Tier. Ich werde mein Urteil an allen Göttern Ägyptens vollstrecken, denn ich bin der HERR!  13 Das Blut an den Türpfosten eurer Häuser aber wird ein Zeichen sein, das euch schützt. Wenn ich das Blut sehe, will ich euch verschonen. Ich werde die Ägypter strafen, doch an euch wird das Unheil vorübergehen.  14 Das sollt ihr niemals vergessen! Darum feiert jedes Jahr an diesem Tag ein Fest für mich, den HERRN! Dies gilt jetzt und für alle kommenden Generationen.«

Verkündigungsimpuls

Huschende Schatten, flackernde Fackeln, gerade entzündet. Allenthalben Geflüster. Dazwischen immer wieder laute Schreie und bitteres Weinen. Hektisches Hantieren mit toten Tieren, das Blut von Lämmern wird vergossen und wieder gesammelt, Menschen und Tiere befinden sich in einer Schicksalsgemeinschaft auf Leben und Tod. Wir werden imaginäre Augen- und Ohrenzeugen einer Geschichte der Gefahr und des Grauens. Da rückt ein Volk enger zusammen in seinen Häusern. Sie suchen Schutz im Dunkel mit wenigen Vertrauten, die sie kennen.
Manches kommt uns bekannt vor: Das Gefühl von Bedrohung, die Gegenwart des Todes, das Weinen und das Zusammenrücken. Eine Geschichte wie gemacht für die Passionszeit anno 2020.
Es ist eine Nacht der offenen Fragen, eine Nacht, in der auch der Glaube an Gott an seine Grenzen kommt, weil Gott selbst Grenzen überschreitet. Manchen lässt das erschauern.
Können wir ernsthaft an einen Gott glauben, der die Einen grausam richtet und die Anderen rettet? In Zeiten einer umherschleichenden Seuche, in der alle Grenzen von Freund und Feind zerfließen, sind solche Gedanken plötzlich nicht mehr ferne. Aber mal ehrlich: Jeden und jede kann es treffen. Es wäre doch viel zu einfach, ja brutal, die Überlebenden als die Guten und die Infizierten als die Bösen anzuschauen, die Gott straft. Corona als Strafe Gottes...? Das kann und will ich nicht denken.
Ein Satz in der Geschichte allerdings lässt aufhorchen: Ich werde mein Urteil an allen Göttern Ägyptens vollstrecken, denn ich bin der HERR!
Könnte das auch eine Botschaft an uns sein? Möchte Gott in dieser heftigen Zeit unseren Blick auf das Wesentliche lenken? Sollen wir die falschen Götter loslassen, damit wir unser Vertrauen wieder auf ihn richten?
Wir geben diesen Gedanken in der Stille Raum.

In allem Schweren und nicht Verstehbaren dieser Tage gibt es eine gute Nachricht: Gott schweigt nicht. Gott lässt sich hören. Gott sagt zu seinen Leuten: Das tut. Daran erinnert euch. Ihr sollt feiern und essen. Und aufbrechen!
Warum hat sich diese dramatische Geschichte über 3000 Jahre in unzählig vielen jüdischen Familien gehalten? Warum hat Jesus sie mit seinen Jüngern gefeiert und uns als Christen zum Weitererzählen mitgegeben? Ich meine, weil es im Kern – trotz aller Schatten - eine Rettungs- und Befreiungsgeschichte ist. Sie erzählt, wie Israel aus der Knechtschaft geführt wurde. Aus einer Zeit, in der Unterdrückung, Schläge und Tod an der Tagesordnung waren. Eltern und Kinder sollen diese Erfahrung miteinander teilen und sie gemeinsam hören. Sie sollen sich sagen: Hört, damals in Ägypten war das so. Da standen wir fertig angezogen um den Tisch, bereit zum Aufbruch. Es war gefährlich, lebensgefährlich. Aber Gott war da und hat uns begleitet. Er hat uns herausgeführt aus der Knechtschaft in die Freiheit.

Wenn ich das höre, wage ich den Blick zu uns: Ich bin sicher: Gott steht auch heute bei uns. An unseren Betten ist er, auf den Intensivstationen, in der Einsamkeit der Wohnungen. Mit seinen Worten sitzt er unter uns am Tisch und spricht zu uns: Hört auf mich, dann werdet ihr leben. Ich bin euer Gott, ich führe euch heraus durch das Dunkel ins Licht.
Ich lade uns ein: Erzählen wir einander nachher beim Essen und Trinken, was wir miteinander, mit Gott erlebt haben. Teilen wir Geschichten vom Essen und Trinken. Vielleicht sind es Geschichten von letzten Mahlzeiten. Von Abschieden. Oder erzählen wir uns biblische Geschichten neu, in denen Jesus mit Leuten gegessen hat. Ihr werdet merken: Das macht Mut. Das verbindet uns. Nirgendwo werden Brücken so schnell gebaut wie beim gemeinsamen Essen.

Wir tun das heute nur mit wenigen Leuten, vielleicht sogar ganz allein. Und trotzdem ist Gott dabei. Trotzdem ist unser Geist weit für Erinnerungen: „Wisst ihr noch?“ Und in der Erinnerung wird unsere Seele frei für das, was kommt. Wir fangen an uns wie verrückt zu freuen, wenn wir endlich wieder im großen Kreis essen und feiern können.
Wie damals letzten Sommer, als wir in Hildesheim zwischen Dom und Michaeliskirche eine große Tafel aufgebaut haben und von Tisch zu Tisch gegangen sind. Viele Gemeinden waren dabei und haben an ihren Tisch eingeladen. Singend und erzählend, hörend und staunend waren wir beieinander. Und voller Freude über das, was geht, wenn Christen sich versammeln und Gott dabei ist. Ja, Gott ist groß, er wird bei uns sein. Nein, er ist es schon. Auch jetzt, heute Abend. Amen.

Wir singen das Lied: "Ich bin das Brot" (freiTöne 154)

Abendmahlsliturgie

Betrachtung von Brot und Wein(-Traubensaft)
Eine/r: Auf unserem/meinem Tisch liegt Brot. Wir brauchen Brot zum Leben. Brot macht satt. Es erinnert uns an Jesus. Er hat gesagt: Ich bin das Brot des Lebens. Auf unserem/meinem Tisch steht Wein-(Traubensaft). Wir genießen ihn ein. Er schmeckt nach der Freundlichkeit Gottes, der uns und alles geschaffen hat. Heute erinnern wir uns, wie es damals war.

Ein/e andere/r: Es war Nacht. Jesus saß mit seinen Freunden (Jüngern) am Tisch. Er feierte mit ihnen Passa. Das ist ein jüdisches Fest. Ein Fest der Befreiung. Er nahm das Brot und brach es. Er dankte Gott. Dann sagte er zu seinen Freunden: Nehmt und esst. Das bin ich für euch

Einsetzungsworte I

In der Nacht, als Jesus verraten wurde und mit seinen Jüngern zu Tische saß, nahm er das Brot, dankte und brach es, gab’s seinen Jüngern und sprach: Nehmet hin und esset, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.

Gemeinsam essen wir das Brot und sprechen miteinander beim Essen:
Alle: Das Brot des Lebens, Christus für dich (für mich).

Ein/e andere/r: Danach nahm Jesus den Becher. Er dankte Gott dafür.
Jesus sagte: Nehmt und trinkt. Das bin ich für euch. Das bin ich für alle Menschen. Ich gebe mein Leben für euch. So verzeiht euch Gott. So könnt ihr (ewig) leben. Tut das immer wieder. Erinnert euch an mich.

Einsetzungsworte II

Gemeinsam nehmen wir /nehme ich den Becher und spreche/n (beim Trinken):
Alle: Der Kelch des Heils, Christus für dich (für mich).

Es folgt eine Mahlzeit, bei der wir gemeinsam essen und trinken.

Lieder können angestimmt und Geschichten vom Essen, Teilen oder Angst-Vertreiben erzählt werden. Biblische Mahl-Geschichten können aus der Bibel gelesen werden (z.B. 1. Mose 18,1-10, Jesaja 25,6-9 oder Lukas 19,1-10). Auch die Geschichte von der Fußwaschung aus Joh 13 passt gut. Sie ist das Evangelium des Tages.

Dank und Fürbitten:

Gott. Wir sind verbunden. Als Menschen mit Menschen. Als Glaubende miteinander. Als Glaubende und Menschen mit dir. Wir danken dir – in Brot und Wein haben wir deine Kraft gespürt. Du bist uns ganz nah gekommen. Wir denken an alle, die wir lieben. Wie gerne würden wir die Ostertage zusammen verbringen. Wir denken an sie. Was tun sie gerade. - Stille -

Wir denken an alle, die in diesen Zeiten noch einsamer sind. - Stille -

Wir denken an alle Kranken. Besonders an diejenigen in Krankenhäusern und in Alten- und Pflegeheimen, die keinen Besuch haben können. - Stille -

Wir denken an alle, die helfen. In Pflegeheimen, in den Häusern und überhaupt. Sie setzen ihre Kraft und ihre Gaben ein für andere. - Stille -

Gott. Wir sind deine Menschen. Wir sind miteinander verbunden. Atmen die Luft deiner Schöpfung. Beten zu dir in allem, was ist. Beten zu dir mit den Worten, die uns im Herzen wohnen:

Vater unser im Himmel

geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsre Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Wir singen das Lied: "Bewahre uns Gott, behüte uns Gott" (freiTöne 185 oder EG 171)

Sendung (falls zwei da sind oder mehr im Wechsel)

Einer: Geh durch diese Nächte und Tage, komme, was da wolle.
Eine andere: Geh gestärkt, satt in der Seele und frei im Geist.
Wenn es Nacht wird, erinnere dich: Der das Brot des Lebens teilte, geht mit.

Segen, dazu Hände öffnen und laut sprechen:

Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.  Amen

Wir wünschen einen gesegneten Abend. Bleiben Sie behütet!