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Gottesdienst zeitgleich 26.04.2020

25. April 2020

Nach einem Entwurf aus dem Michaeliskloster

Misericordias Domini 26. April 2020, 10 Uhr

  • Die Glocken läuten und rufen zum Gebet.
  • Eine Kerze wird angezündet.

Einstimmung

Hirtensonntag. Der vielleicht bekannteste Psalm beginnt so: Der Herr ist mein Hirte. Hirtensonntag. Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Hirtensonntag oder auch Misericordias Domini. Von Schafen und Hirten und auch von der Huld und Güte Gottes. Gott, gütiger Schäfer. Christus, guter Hirte. Und wir - Schafe?

Dazu ein Ausschnitt aus einem Krimi. Glennkill von Leonie Swann. Eine besondere Herde Schafe sucht den Mörder ihres Schäfers George.

„Er war kein besonders guter Schäfer, sagte Heide, die noch fast ein Lamm war und die nicht vergessen konnte, dass George nach dem Winter ihren stattlichen Lämmerschwanz kupiert hatte.
Genau! Das war Cloud, das wolligste und prächtigste Schaf, das man sich vorstellen konnte. Er hat unsere Arbeit nicht geschätzt. … Er hat sich Pullover von fremden Schafen aus Norwegen schicken lassen - eine Schande. …
Es entstand eine längere Diskussion .... Moppel the Whale bestand darauf, dass die Güte eines Schäfers sich schließlich an Futtermenge und -qualität erweisen würde und dass es hier nichts aber auch gar nichts gegen George Glenn zu sagen gäbe. Schließlich einigte man sich darauf, dass der ein guter Schäfer sei, der niemals den Lämmern die Schwänze kupiert, keinen Schäferhund einstellt, Futter in Hülle und Fülle verabreicht, vor allem Brot und Zucker, aber auch gesunde Sachen, ... und sich ganz und gar in die Produkte seiner eigenen Herde kleidet … Das würde dann sehr schön aussehen, beinahe so, als sei er auch ein Schaf. Natürlich war allen klar, dass ein solch vollkommenes Wesen auf der ganzen Welt nicht zu finden war. Aber ein schöner Gedanke war es trotzdem. …“

Ein schöner Gedanke. Solch ein vollkommener Hirte auf unserer Welt. Und Christus spricht: Ich bin’s. Ich bin Dein guter Hirte.

Anfang / Votum

Wir sind versammelt. An unterschiedlichen Orten. Zur gleichen Zeit. Im Glauben. Wir feiern Gottesdienst zwei Wochen nach Ostern. Wir feiern in Gottes Namen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Wir singen das Lied: „Schenk uns Zeit!“ (Freitöne 161, 1-3)

Gebet zur Einkehr und zur Verbundenheit miteinander an verschiedenen Orten

Gott. Ich bin hier. Und Du bist hier. Ich bete zu Dir. Und weiß: ich bin verbunden. Mit Dir. Mit anderen, die zu Dir beten. Genau jetzt. Genauso. Ich bin hier. Und Du bist hier. Das genügt. Und ich bringe Dir alles, was ist.  – Stille -
Höre auf unser Gebet. Amen

Worte und Töne über den guten Hirten. Eine Lied-Text-Collage aus Psalm 23 und Der Herr ist mein getreuer Hirt

Sprecher 1: Ein Psalm Davids. Der Herr ist mein Hirte.

Sprecher 2: Gott versorgt mich mit allem, mit allem, was ich brauche.

Sprecher 1: Mir wird nichts mangeln.

Sprecher 2: Nichts. Das hoffe ich.

Liedstrophe: Der Herr ist mein getreuer Hirt, hält mich in seiner Hute, darin mir gar nicht mangeln wird jemals an einem Gute. Er weidet mich ohn Unterlass, da aufwächst das wohlschmeckende Gras seines heilsamen Wortes.

Sprecher 1: Er erquicket meine Seele.

Sprecher 2: Gott hält mich lebendig. In jedem Augenblick.

Sprecher 1: Er erquicket meine Seele. Und Er führet mich.

Liedstrophe: Zum reinen Wasser er mich weist, das mich erquickt so gute, das ist sein werter Heilger Geist, der mich macht wohlgemute; er führet mich auf rechter Straß in seim Gebot ohn Unterlass um seines Namens willen.

Sprecher 1: Und ob ich schon.

Sprecher 2: Ja, ich musste schon hindurch. Und konnte dem nicht entgehen.

Sprecher 1: Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal.

Sprecher 2: Das finstere Tal. Wie hab ich das geschafft? Wie schaff ich das? Talsohle aus Angst und Ungewissheit. Und ich mittendrin.

Sprecher 1: Und ob ich schon - ich fürchtete kein Unglück.

Sprecher 2: Wie schaff ich das? Nur so: Mit Dir!

Sprecher 1: Du bist bei mir. Ich fürcht kein Unglück, denn Du bist bei mir.

Liedstrophe: Ob ich wandert im finstern Tal, fürcht ich doch kein Unglücke in Leid, Verfolgung und Trübsal, in dieser Welte Tücke: denn du bist bei mir stetiglich, dein Stab und Stecken trösten mich, auf dein Wort ich mich lasse.

Sprecher 1: Du bereitest vor mir.

Sprecher 2: Alles, was ich brauch - Du gibst es mir.

Sprecher 1: Du bereitest vor mir einen Tisch.

Sprecher 2: Und ich nehme aus Deiner Hand Brot und Leben und Liebe.

Sprecher 1: Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.

Sprecher 2: Feinde, sichtbar, unsichtbar. Feinde, nah, fern. Doch Du bist da. Bist da. Nicht nur trotzdem. Bist da: Im Angesicht all dessen, was mich ängstigst und anfeindet.

Liedstrophe: Du b'reitest vor mir einen Tisch vor mein' Feind' allenthalben, machst mein Herz unverzaget frisch; mein Haupt tust du mir salben mit deinem Geist, der Freuden Öl, und schenkest voll ein meiner Seel deiner geistlichen Freuden.

Sprecher 1: Gutes und Barmherzigkeit.

Sprecher 2: Misericordias Domini.

Sprecher 1: Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen.

Sprecher 2: Immer. Ich hoffe darauf.

Sprecher 1: Ich werde bleiben im Hause des Herrn.
Sprecher 2: Immer. Ich hoffe darauf.

Sprecher 1: Immerdar.

Liedstrophe: Gutes und viel Barmherzigkeit folgen mir nach im Leben, und ich werd bleiben allezeit im Haus des Herren eben auf Erd in der christlichen G'mein, und nach dem Tode werd ich sein bei Christus, meinem Herren.

Bibeltext: 1. Petrus 2, 21b-25

Christus hat für euch gelitten. Er hat euch ein Beispiel gegeben, damit ihr ihm in seiner Fußspur nachfolgt.

Er hat keine Schuld auf sich geladen und aus seinem Mund kam nie ein unwahres Wort. Wenn er beschimpft wurde, gab er es nicht zurück. Wenn er litt, drohte er nicht mit Vergeltung. Sondern er übergab seine Sache dem gerechten Richter.

Er selbst hat unsere Sünde mit seinem eigenen Leib hinaufgetragen an das Holz. Dadurch sind wir für die Sünde tot und können für die Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr geheilt. Ihr wart wie Schafe, die sich verirrt hatten. Aber jetzt seid ihr zu eurem Hirten und Beschützer zurückgekehrt.

Verkündigungsimpuls

Alles ist anders. Du kennst Dich nicht mehr aus. Und verloren stehst Du da. Die immer gleiche Gassi-Runde gehst Du und siehst die Nasen und die Münder versteckt hinter Masken.

Du kennst Dich nicht mehr aus. Welcher Tag ist heut? Fragt Deine Schwiegermutter. Und die Kinder sagen: Vor Corona konnten wir noch dies und das.

Du siehst einen Film und darin eine Szene mit Menschenmassen in einem Stadion und denkst: das geht doch nicht. Du bist selbst wie in einem falschen Film: Um die Spielplätze Flatterband und Abstandshalter vor den Kassen. Und in einer Schlange beschimpft eine den anderen „Holen Sie einen Zollstock, das sind sehr wohl 1 Meter 50 und wenn einer hustet, schauen alle ihn mit Anklage an.

Ist das neue Normal? Ist diese Welt Deine Welt? Du kennst Dich nicht mehr aus. Und bist verirrt. In Sorge um die Mutter und die Oma, beide allein. In Sorge um Menschen wie Du, vom Gleichen betroffen und bedroht. In Trauer und Angst um Menschen und Zustände in der Welt.

Alles steht Kopf. Bleiben Sie gesund! Steht unter Mails nun – statt „mit freundlichen Grüßen.“ Krankheit macht verdächtig. Du kennst Dich nicht mehr aus. Du findest Dich nicht mehr zurecht. Verirrt.

„Ihr wart wie Schafe, die sich verirrt hatten.“

Da…! Eine Stimme. Ach Du. Sagt eine Stimme, als Du Gassi gehst, in Gedanken und Sorge um die kleinen Kreise und die anderen, um die anderen Verlorenen nah und fern. Ach Du. Ach Du in der Sorge um die Deinen. Ach Du in Angst um diese unsere Welt. Ach! Du!

Eine Stimme - die Stimme des Hirten - ruft in Dir. Und dieser Hirte, den Du hörst - er überlegt nicht lang. Der Hirte geht los. Geht los. Deinetwegen. Und sucht Dich. Sieht Dich.

Du fühlst Dich verloren. Aber er hat Dich nie aus den Augen verloren. So findet er Dich. Sagt nicht: Wo warst Du? Fragt nicht: Was ist? Ist einfach. Ist bei Dir. Hilft Dir. Ach Du! Egal was ist, sagt er, ich bin da. Und er bleibt bei Dir, damit Du Dich wieder zurecht findest.

„Jetzt seid ihr zu eurem Hirten und Beschützer zurückgekehrt.“

Bilder von Hirten - so in echt und auf Weiden - kaum gibt es sie noch. Bilder von Hirten kenne ich mehr von gemalten Bildern. Wie dies: Das Bild eines Hirten, der das Schaf trägt, auf den Schultern.

Der Hirte trägt sein Schaf. Gott trägt Dich. Deine Kraft kommt von ihm. Oder mehr noch: Du brauchst keine Kraft. Liegst einfach da. Ermattet und Du selbst, auf diesen Schultern. Lässt Dich tragen. Zurück zu Dir. Zurück zu ihm. Durch alles, was ist.

Du bist nicht allein. Sagt die Stimme. Durch Deine schwersten Zeiten habe ich Dich getragen. Gott trägt Dich. Der Hirte trägt sein Schaf. Mühelos sieht es oft aus auf den Bildern. Und zugleich voll Kraft. Und Liebe.

Getragen. Von Liebe. „Christus hat für euch gelitten.“ Trägt. Aus Liebe. „Durch Christi Wunden seid ihr geheilt.“

Ostern, vor zwei Wochen, erinnerst Du Dich? Die Sonne ging auf nach den stillen schwarzen Tagen. Mit den Kindern wieder und wieder die Kinderbibel gelesen: Mama, warum musste Jesus sterben? Er hat doch nichts falsch gemacht. Abendmahl gefeiert, so anders und tief in diesem Jahr. Bunte Eier aufgehängt am Baum im Garten. Und so viel Post im Kasten dieses Jahr. Beim Spazierengehen Botschaften mit Kreide auf der Straße gefunden: Der Herr ist auferstanden!

Ostern, spürst Du es jetzt? Jesus, der sein Kreuz trug. Jesus, der Dein Kreuz trägt. Er sitzt da, neben Dir. Jetzt. Er nickt und versteht, ohne dass Du es sagen musst. Versteht alles. Sagt: Ach Du! Er weiß um das, was Dich verwirrt und wo Du irrst ohne Leitplanken und in Angst. Er nickt, vielleicht seufzt er oder summt oder zieht die Gardinen etwas weiter auf, damit die Sonnenstrahlen auf Dich scheinen, vielleicht geht er in Deine Küche und holt ein Stück Brot für Euch beide. Er ist da, ganz nah bei Dir. Jesus trägt alles mit.

„Er hat keine Schuld auf sich geladen (…) Er selbst hat unsere Sünde mit seinem eigenen Leib hinaufgetragen an das Holz. Dadurch sind wir für die Sünde tot und können für die Gerechtigkeit leben.“

Und irgendwann steigst Du wieder ab von den Schultern, die Dich tragen. Und Deine Kraft ist wieder da. Und Du nimmst die Kraft und gibst sie anderen. Trägst selbst mit. Aus Liebe. „Christus hat für euch gelitten. Er hat euch ein Beispiel gegeben, damit ihr ihm in seiner Fußspur nachfolgt.“

Du lächelst hinter der Maske. Und man kann es in Deinen Augen sehen. Du schreibst einen Brief. Entzündest eine Kerze. Weinst und betest für jemanden. Lachst wieder und trotzdem in dieser Deiner Welt. Schniefst und hast keine Angst. Du weißt - auch wenn Du Dich nicht mehr auskennst, ist da einer, der Dich kennt und behütet.

Manchmal wachst Du morgens auf und merkst im zweiten Augenblick: es ist noch immer kein Traum. Leben geht nicht ohne Lasten. Aber Jesus trägt sie mit.  Amen

Wir singen das Lied: „Ich lobe meinen Gott“ (EG 272 = freiTöne 82)

Etwas tun

Manchmal brauchst Du das: Eine*r trägt Dich. Manchmal tust Du das: Du trägst eine*n.

Schau in das Licht der Kerze und erinnere - wo wurdest Du getragen, von anderen, von Gott, durch finstere Täler? Schau in das Licht der Kerze und erinnere - wo hast Du getragen, andere, mit Gottes Hilfe, Kraft geliehen anderen?

Gibt es jemandem, dem Du danken willst - weil er Dich getragen hat oder trägt? Gibt es jemanden, an den Du denkst - weil er Kraft braucht?

Vielleicht schreibst Du eine Karte heute an so jemanden. Oder Du rufst ihn / sie an. Oder Du nimmst diese(n) Menschen mit in Dein Gebet hinein.

Fürbitten

Gott. Wir sind verbunden. Als Menschen mit Menschen. Als Glaubende miteinander. Als Glaubende und Menschen mit Dir. Wir bringen Dir unsere Gedanken, unser Danken und unser Sorgen. Heute.  ­– Stille -

Wir denken an finstere Täler auf dieser Deiner, auf dieser unserer Welt. Sei Du da. Tröste. Trage mit.  – Stille -

Wir suchen den Weg durch diese Welt. Nimm uns auf die Schultern, Wenn wir uns nicht mehr auskennen.  – Stille -

Wir denken an alle, die sich verirrt haben. Die Wege suchen. Die sich suchen. Oder die Dich suchen. Flüstere ihnen ins Ohr: Ach Du!  - Stille -

Wir denken an alle, die wir lieben. Was tun sie gerade.  – Stille -

Wir denken an alle, die in diesen Zeiten noch einsamer sind.  – Stille -

Wir denken an alle Kranken. Und an alle Kranken in Krankenhäusern, die keinen Besuch haben können.  – Stille -

Wir denken an alle, die helfen. Sie setzen sich und ihre Kraft und ihre Gaben ein füreinander.  – Stille -

Gott. Wir sind Deine Menschen. Wir sind miteinander verbunden. Atmen die Luft Deiner Schöpfung. Beten zu Dir in allem, was ist. Beten zu Dir mit den Worten, die uns im Herzen wohnen:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Wir singen das Lied (Kanon): „Du bist mein Zufluchtsort“ (FreiTöne 50)

Sendung

„Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.“ (Wochenspruch - Joh 10, 11a.27-28a)

Höre! Jesu Stimme in Dir. Er sagt: Ich bin Dein guter Hirte. Ich kenne Dich. Er sagt: Ach Du! Und er geht mit Dir in Deine Tage.

Zum Segen öffnen wir die Hände und sprechen laut:

Gott segne uns und behüte uns. Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen. 

· Kerze löschen

Einen gesegneten Sonntag und bleiben Sie behütet!