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Gottesdienst zeitgleich 19.04.2020

18. April 2020

"Gottesdienst zeitgleich" nach einem Entwurf aus dem Michaeliskloster

Quasimodogeniti 19. April 2020, 10:00 Uhr

  • Die Glocken läuten und rufen zum Gebet.
  • Eine Kerze wird angezündet.

Einstimmung

Wir stellen uns Babys vor: Wenn sie Hunger haben, sind sie unruhig und zappeln oder weinen, bis sie Milch bekommen. Dann trinken sie und werden ganz friedlich. Sie werden gestillt – werden still.

In der Bibel steht:
So wie Babys nach Milch suchen, so sollen wir nach Gottes Wort suchen. Gottes Worte sind nahrhaft wie Milch. Sie sind Nahrung für uns, dass wir wachsen. Gottes Wort tut gut.

Es kann aufgewühlte Seelen stillen, wir werden ruhig und friedlich.
In diesem Bedürfnis nach Frieden und Seelenruhe sind wir versammelt. An unterschiedlichen Orten. Zur gleichen Zeit. Im Glauben einander nah. In Gottes Namen verbunden.
Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes - sein Friede sei mit uns allen. Amen

Gebet zur Einkehr und zur Verbundenheit miteinander an verschiedenen Orten

Gott. Ich bin hier. Und Du bist hier. Das genügt.
Ich danke dir, denn jeder Gottesdienst, den wir feiern, jede Begegnung, zu der du uns führst, ist ein Stück des Himmels.
Und ich bitte dich, Gott, bleib uns nahe. Lass uns Ruhe finden in deinem Wort, tröste durch Zeichen deiner Gegenwart und stärke uns für den nächsten Schritt. Segne und behüte uns alle, die wir dich suchen – voller Vertrauen, du willst dich von uns finden lassen.
Dafür rühmen wir dich mit diesem Morgen, mit allen, die von dir sind und zu dir sind.
Wir sind hier. Und Du bist hier. Das genügt. Im Namen Jesu - Amen

Evangelium des Tages: Johannes 21, 1-14

Der Auferstandene am See von Tiberias

1 Danach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern am See von Tiberias. Er offenbarte sich aber so: 2 Es waren beieinander Simon Petrus und Thomas, der Zwilling genannt wird, und Nathanael aus Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere seiner Jünger. 3 Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sprechen zu ihm: Wir kommen mit dir. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, und in dieser Nacht fingen sie nichts.

4 Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer, aber die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. 5 Spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. 6 Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden. Da warfen sie es aus und konnten's nicht mehr ziehen wegen der Menge der Fische.

7 Da spricht der Jünger, den Jesus lieb hatte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte: »Es ist der Herr«, da gürtete er sich das Obergewand um, denn er war nackt, und warf sich in den See. 8 Die andern Jünger aber kamen mit dem Boot, denn sie waren nicht fern vom Land, nur etwa zweihundert Ellen, und zogen das Netz mit den Fischen.

9 Als sie nun an Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer am Boden und Fisch darauf und Brot. 10 Spricht Jesus zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt! 11 Simon Petrus stieg herauf und zog das Netz an Land, voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig. Und obwohl es so viele waren, zerriss doch das Netz nicht. 12 Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten: Es ist der Herr. 13 Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt's ihnen, desgleichen auch den Fisch. 14 Das ist nun das dritte Mal, dass sich Jesus den Jüngern offenbarte, nachdem er von den Toten auferstanden war.

Wir singen das Lied: „Dich rühmt der Morgen" (FreiTöne Nr. 8, 1+2)

Verkündigungsimpuls

Jeder Mensch reagiert auf seine Weise, wenn auf einmal nichts mehr so ist, wie es gestern noch war. Es gibt für solche Wendepunkte im Leben keine Formeln, es gibt keine Regeln. So wie im Moment. Diese Zeit ist beispiellos.

Was das den Unterschied macht zwischen gestern und heute kann ganz verschiedene Gründe haben.
Manchmal ist es nur ein Tag, der den Unterschied macht. Manchmal sind es Wochen. Manchmal liegt es an einem plötzlichen Ereignis, manchmal an einem schleichenden Prozess.

Um was es auch geht: Der gewisse Unterschied erzählt Geschichten vom Tod und vom Abschied oder Geschichten von Macht und ihrem Verlust. Mal vom Glück und mal von der Liebe, von Ruhm und Erfolg oder vom Scheitern. Was dann genau geschehen ist, wird einem oft erst am Morgen danach bewusst.  Wenn der Schock nachlässt; wenn die Aufregung weg ist; wenn du zur Besinnung kommst. Der „Morgen danach“ bleibt oft unvergesslich. Er fühlt sich an wie „alles auf Null“ gebracht.

Quasi modo geniti, - wie die neugeborenen Kinder.

So werden sich z.B. die Jünger Jesu gefühlt haben, nach Jesu Tod. Nichts mehr wie es vorher war. Das wars. Alles auf Anfang. Und nun stehen sie wieder genau da, wo sie mal angefangen hatten mit Jesus oder besser gesagt: wo ER mit IHNEN angefangen hatte. Dort, wo er sie zu Aposteln gemacht hatte, zu Menschen-Fischern, am See Tiberias. Da stehen sie nun mit ihrem Talent, die (ganz und gar nicht glorreichen) 7 und lassen erstmal die Köpfe hängen: Simon Petrus, der Fels, Thomas, der Zweifler, Nathanael, Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und zwei, die namenlos bleiben...vielleicht heißen sie wie du oder ich...

Sieben ganz unterschiedliche Temperamente, ganz unterschiedliche Menschen,  
mit unterschiedlichen Erfahrungen und vor ganz unterschiedlichem Hintergrund – so wie wir heute Morgen, an ganz unterschiedlichen Orten...
am Sonntag danach – der 1. Sonntag nach Ostern... der 6. Sonntag ohne öffentlichen Gottesdienst. Und jetzt?

Die sieben Jünger stehen erstmal da und gucken Löcher in den Horizont. Petrus malt mit dem Fuß Kreise in den Sand.

Triumphaler Einzug in Jerusalem, das war vorgestern. Dann der grausame Tod, aber auch die jubelnde Erfahrung der Auferstehung. Das war gestern.

Und heute? Kein triumphaler Auszug in die Weite, sondern erstmal nach Hause. Rückkehr und Rückzug in die galiläische Heimat. Zurück auf Anfang. Statt Apostelgeschichte jetzt wieder Fischergeschichten. Ran an die Arbeit. Das lenkt wenigstens ab. Bei den Jüngern bleibt erstmal alles auf Null. In dieser Nacht fingen sie nichts!  Die Netze sind leer. Vielleicht geht’s dir wie ihnen... erschöpft und leer nach diesen vielen Wochen der Ausgangssperre, der Kontaktarmut, der Einschränkungen?

Und doch: Da tut sich etwas. Im Morgenlicht taucht am Ufer eine Gestalt auf. Sie steht im Morgen und ruft herüber. „Kinder, habt ihr nichts zu essen?“

„Habt ihr nichts zu essen?“. Das ist doch wie nach Hause kommen. Den Rucksack absetzen, die Schuhe aus und die Jacke an den Haken und dann der erste Griff, der erste Blick in den Kühlschrank...habt ihr nichts zu essen? Wie nach Hause kommen ... wenn Mama fragt: Hast du schon was gegessen? Wunderbare Fürsorge!

Die lässt man sich gern gefallen. Jesus, der einfach dasteht und sieht und fragt und sich sorgt! Er schenkt Ansehen... Und die eben noch im Trüben fischten, schöpfen jetzt Hoffnung. Hungrige Existenzen sehen n ihm das rettende Brot, das vom Himmel kommt, das zu essen und ruhig und unbesorgt sein lässt! „Kommt, und haltet das Mahl!“, sagt er - wörtlich übersetzt: Kommt, frühstücken!“

Solch einen Morgen rühm ich mir! Der mit einem so herzlich vorbereiteten Frühstück beginnt. Denn schon ehe die Jünger ihren Fang beisteuern können, hat Jesus am Ufer längst alles fertig. Kommt, denn es ist alles bereit! Bringt euren Fang mit, aber seht und schmeckt, wie freundlich der Herr ist! Was sich eben noch wie Ende anfühlte, ist nun end-gültig ein neuer Anfang. Gott steht da im Morgenlicht und erwartet uns schon.

Schweigend hält er den Blickkontakt mit denen, die auf ihre leeren Netze starren. Gnädig gewährt er seiner Augen Blick auch in unseren trüben Stunden. Er kommt hinein in diese Morgenstunde, auch, wenn sie kein Gold im Mund hat.

Das An-sehen Gottes, sein Blick vom Ufer herüber bleibt uns allen gewiss. Und auf seinen Rat hin, wollen wir doch weiter unsere Netze auswerfen. Auch, wenn wir dabei immer noch auf Abstand bleiben müssen. Wir ziehen am gemeinsamen Strang. Aus Fürsorge füreinander! Wir gehen weiter oder bald wieder an die Arbeit. Denn es gibt gewiss noch viel zu tun! Aber bevor wir das tun, lassen wir uns Gottes Fürsorge gefallen: Kinder...kommt frühstücken!

Wir singen das Lied: „Wir stehen im Morgen“ Freitöne 95

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Fürbitten und Vater Unser

Gott. Wir sind verbunden. Als Menschen mit Menschen. Als Glaubende miteinander. Als Glaubende und Menschen mit Dir.

Gott. An diesem Morgen bitten wir Dich: Bleibe du uns nah, auch wenn wir uns weiterhin voneinander fernhalten müssen. Bleib uns nah, dass wir dich nicht nur im Glück und Erfolg erkennen, sondern auch in all unseren Erfahrungen von Leere und Scheitern, von Abschied und Tod. Fülle du unsere Netze, wenn sie leer sind, mit allem, was es braucht. – Stille -

Für die Traurigen beten wir und bitten dich um Zeichen der Fürsorge, die auch auf Abstand Nähe schenkt und Trost. Für die Fröhlichen beten wir und danken für alle Osterstimmung in diesen Tagen, für alle Heiterkeit, für den Humor, für fröhliches Lachen.   – Stille -

Wir beten für alle, die Leben schützen und retten. Für die Verantwortlichen in Wissenschaft und Politik. Für den Frieden und das Recht. – Stille -

Wir beten für all die kleinen Herzen, die schon schlagen, in Menschen, die noch nicht geboren sind, doch deren Ankunft uns schon jetzt bewegt. Für die schaukelnden Boote auf offenen Meeren und alle die gebeugten Menschen darin. Führe sie an rettende Ufer.

Für uns alle, die wir mal recht mal schlecht durchs Leben rudern und unsere Netze auswerfen auf der Suche nach dem großen Fang. Für die Welt, die nicht von dieser Welt ist, kein Sterbenswörtchen mehr davon, nur Lebensworte und offene Arme und alles ist bereit - dass wir die nicht aus den Augen verlieren in allem, was wir tun. – Stille -

Gott. Wir sind Deine Menschen. Wir sind miteinander verbunden. Atmen die Luft Deiner Schöpfung. Beten zu Dir in allem, was ist. Beten zu Dir mit den Worten, die uns im Herzen wohnen:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Zum Segen öffnen wir die Hände und sprechen laut:

Gott segne uns und behüte uns.Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen