luftballons
fenster
DSCN4335

Geistlicher Impuls 27.03.2020

27. März 2020

Liebe Gemeinde!

Unser Leben geht gerade für alle anders – und sieht doch zugleich sehr unterschiedlich aus.
Es schreiben mir Menschen aus der Gemeinde, die gerade ganz viel Zeit haben; bei denen sich alles entschleunigt hat. Sie können jetzt nicht arbeiten, die Kinder sind zuhause.

Für manche fühlt es sich ein wenig wie Familienurlaub an, anderen geht es an die Nerven. Das enge Zusammenleben fordert täglich heraus.

Manche machen sich ernsthafte Sorgen um ihr Einkommen, andere können Homeoffice und Kleinkindbetreuung kaum vereinbaren.
Wer im Moment ganz alleine ist, hat viel Zeit nachzudenken – auch über
persönliche und zurückliegende Konflikte sowie das Leben auf unserer Erde.
Dabei kommt viel in den Blick, das gerade gar nicht gut ist … und das Alleinsein macht es doppelt schwer.
Einige aus unserer Gemeinde sind gerade in Quarantäne, manche haben sich mit dem Virus infiziert. Möge es ihnen hoffentlich weiter gutgehen.
Andere sind beruflich mehr als sonst gefordert. Sie haben gerade ganz viel zu tun – sei es als Pflegekraft, im Personalbereich, als Sozialpädagog*Innen oder Ärzte. Ihnen fehlen die Ruhe und die Zeit. Ihre Familie stecken gerade viel zurück, Kinder werden selbständiger.
Bei uns allen ziehen die Nachrichten viel Aufmerksamkeit auf sich. Viele sind weiterhin verunsichert. Manche haben Angst um ihr Leben oder um ihre Liebsten, die geschwächt oder vorbelastet sind.
Es ist gut, sich davon nicht verrückt zu machen. Es ist gut zu schauen, was gerade trotzdem gut ist. Ein biblisches Wort von Paulus hilft mir dabei: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2. Timotheus 1,7).
Zu versuchen, der Angst nicht zu viel Raum zu geben. Vorsicht ist gut, aber auch in der Vorsicht gibt es noch viel Raum, um das Leben zu gestalten, ja sogar um daraus eine schöne, kostbare Zeit zu machen.
Alle, die bisher das Gefühl hatten, das Leben rast und es ist kaum Zeit zum Atemholen, können nun zur Ruhe kommen. Klar, wir könnten jetzt von morgens bis abends aufs Handy schauen nach den nächsten Nachrichten, die uns unruhig machen. Wir können Fernsehen schauen, um uns zu informieren oder um uns abzulenken.
Wir können aber auch die Zeit für uns ganz persönlich nutzen – im Sinne dessen, was die Passionszeit meint: Komm zu dir selbst. Erinnere dich, wer Dusein willst.
Erinnere dich, wofür Gott Dich auf der Welt haben will. Nimm Dir Zeit für das, was Dir wichtig ist und was sonst zu kurz kommt. Denn wir alle merken es ja im Moment: Was wirklich wichtig ist.
Auch die, die gerade ganz viel zu tun haben: Nehmt euch Momente der Ruhe, des Krafttankens – wir brauchen Euch noch länger!
Genießt die Sonne.
Unterhaltet Euch miteinander. Redet über Pläne, Träume, Sehnsüchte. Über die schönsten Erfahrungen, über die Menschen, die Euch geprägt haben. Über heilige Momente in Eurem Leben. Geht spazieren, spielt Spiele. Lest Euch gegenseitig vor, telefoniert lange und ausgiebig mit Freunden und Verwandten.
Wir haben Zeit füreinander.
Wir haben Zeit für die Schöpfung.
Wir haben Zeit für Gott.

Gott ist mit uns auf dem Weg. Wo hast Du etwas von ihm wahrgenommen? Fühlst Du Dich mit ihm verbunden oder kannst Du Dir kaum vorstellen, dass es ihn gibt?
Such deinen Tauf- / Konfirmations- oder Trauspruch raus und schau mal, ob erzu dir und deinem Leben passt.
Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.
Diesen Geist wünsche ich uns allen in diesen Tagen.
Bleiben Sie gesund und behütet,

Ihre/Eure Pastorin Meike Riedel