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Gottesdienst zeitgleich 24.05.2020

23. Mai 2020

Exaudi, 24. Mai 2020, 10 Uhr

Eine Kerze wird angezündet.

Die Glocken läuten und rufen zum Gebet.

 

Einstimmung

Unser Sonntag heute liegt zwischen Himmelfahrt und Pfingsten.  Seinen Namen verdankt er dem Psalm 27. „Exaudi“ heißt der Sonntag heute: „Höre“ – Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe.“

Das ist unser Wunsch, dass Gott unser Rufen hört. Unser Rufen hier in der Lukaskirche – aber auch an all den anderen Orten, an denen Menschen unserer Gemeinde jetzt vor Gott zusammenkommen. Mit allen sind wir in Gedanken und im Gebet verbunden und feiern jetzt im Namen Gottes. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Psalmgebet (nach Psalm 27)

Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?

Denn er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes und erhöht mich auf einen Felsen.

Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich! Denn du bist meine Hilfe.

Gott, wir sind hier. Und Du bist hier. Wir beten zu Dir. Wir wissen: Wir sind verbunden. Mit Dir. Mit anderen, die zu Dir beten. Genau jetzt. Genauso. Wo immer wir auch gerade sind. Du siehst uns. Du hörst uns. Von überall bringen wir Dir alles, was war und ist in der Stille.

- STILLE  -  Höre auf unser Gebet. Amen

Lesung des Sonntages: Epheser 3, 14-21

„Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden, dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet seid.
Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ Amen.

Verkündigungsimpuls

Paulus kniet nieder. Paulus kniet nieder vor der Größe Gottes und betet – nicht nur für sich, sondern für die Gemeinde. Also: Folgen wir als große Gemeinde Gottes diesem Gebet von Paulus:

I. Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater…

Theresa ist durcheinander, so durcheinander, dass ihre berühmten Semmelknödel, von denen der Max immer drei nimmt, heute irgendwie nach Pappe schmecken. Ist auch egal, denkt sie und überlässt die Tischgespräche der anderen sich selbst.  Nur Emma, der Jüngsten, fällt etwas auf: „MamaOmi“ – wie man irgendwann beschloss, die Urgroßmutter zu nennen- „MamaOmi, bist du traurig?“  Die Gespräche verstummen, die Blicke richten sich auf Theresa: Traurig? - Kann ja nicht sein - die Bäuerin vom Peterhof ist doch nicht „traurig“. Die hat ihre gottgeschenkte Fröhlichkeit und ihren Glauben: „Ich bin dann mal weg“, so sagt sie gelegentlich und dann pilgert sie - nicht nach Santiago -, sondern nur herüber in die St.-Annen-Kapelle - und ist nach einer halben Stunde schon wieder da. Die Kirche ist geschlossen. Keine Gottesdienste mehr wegen Corona, sagt sie jetzt. Wir sollen mit dem Radio oder Fernsehen Gottesdienste feiern. Ich weiß gar nicht, wie das gehen soll!“

Max schaut sie an und sagt: „Ist doch kein Problem - man kann doch auch Zuhause beten!“
Ist aber überhaupt nicht dasselbe, seufzt Theresa, die nicht nur die Hände falten, sondern vor Gott in die Knie gehen will.

II. Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden…

Das Innen-Leben-Kartenset liegt vor ihm. Hans schneidet eine Karte nach der anderen aus.

„Suchen Sie sich Ihre Botschaft aus, bei der Sie spüren: Dieser Satz stärkt Sie. Er ist jetzt wichtig für Sie. Kombinieren sie ihren eigenen Satz.“ Hans liest: „Auch wenn ich mich hilflos und ausgeliefert fühle“, und er kombiniert dazu: „lerne ich mit meinen Ängsten umzugehen.“

Ja, das ist neu für ihn – alles ist anders. Corona hat alles verändert. Für alle. Doch Hans erlebt, wie hilflos und ängstlich er plötzlich geworden ist.  Er hat viel Zeit über sein Leben nachzudenken, hat viel über seine Eltern nachgedacht. Über die großen Erwartungen, die er als einziger Sohn und Ältester erfüllen sollte: „Junge, sei stark! „Streng dich an… - dann kannst du alles erreichen!“

Eigentlich hat Hans auch viel erreicht. War immer stark – aber jetzt ist alles anders. Er erlebt sich schwach – muss sich neu sortieren. Sucht Halt. Hans liest in diesen Tagen immer mal wieder in der Bibel und bleibt dabei bei Paulus hängen, der schreibt: Gott spricht: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.

Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden…“ Ja, denkt Hans, bei Gott darf ich schwach sein und bin zugleich wertvoll in seinen Augen.

III. „Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden, dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist,
dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet seid.“

„Das hätte es früher nicht gegeben!“  Verschmitzt lächelt die zierliche Frau mich an – isst von ihrer Schoko-Torte und nimmt einen kräftigen Schluck aus ihrer Kaffeetasse.

Was, bitte, hätte es früher nicht gegeben?“ „Na, dass man sich so einfach hinsetzt mitten in der Woche und Kaffee trinkt und Kuchen isst…! Da hätte es gleich geheißen: Hatt die nichts zu tun?  Und heut´ gibt´s sowas - für mich! In einem Cafe – und noch dazu in der Kirche!“

Liebe Gemeinde!

Die alte Frau bei einem Stück Schokotorte im Cafe Luca. Hans, der eigentlich so erfolgreiche Bauingenieur  und die alte Bäuerin Theresa, deren Spur ich in der Zeitung fand…

Sie standen mir vor Augen, als ich jene Worte aus dem Herzen des Apostels, selbst zu Herzen nahm… Theresa - die nicht nur die Hände falten, sondern vor Gott in die Knie gehen will – und erfahren wird, dass Gott ihr auch Zuhause nahe ist. Hans – der in der Krise erkennt, was es bedeutet, Kind Gottes zu sein… Der sich als Mensch erkennt so wie Gott uns gemeint hat: einmalig, unverwechselbar, und in aller Schwachheit wertvoll und wert geachtet.

Die ältere Frau im Cafe. Dass sie immer hart gearbeitet hat, wusste ich. Ich staune, wie das Cafe ein kleines Wunder für sie ist: Ein Wunder der Fürsorge: Kaffee und Kuchen (und manchmal ein Sekt), Worte für Seele und Geist, freundliche Gesten - und ein Gott, der einen einfach so damit beschenkt!

Wie Paulus schreibt: “Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit!“

Dafür möchte ich einfach nur danken und schließe mit einem Lobpreis an Gott:

Gebet

Wie munteres Vogelzwitschern am Morgen ist deine Liebe, Gott
Wie Glockenläuten am Abend und am Sonntag ist deine Liebe, Gott
Wie gelöstes Singen bei einem Glas Wein ist deine Liebe, Gott
Wie ein Brief in einsamer Stunde ist deine Liebe, Gott
Wie gutes Bauernbrot für leeren Magen ist deine Liebe, Gott

Wie Freundlichkeit unter Fremden ist deine Liebe Gott.
Wie Schokotorte – serviert mit einem Lächeln ist deine Liebe, Gott

Wie ein Spaziergang in den ersten Frühlingstagen ist deine Liebe, Gott
Wie Musik von Mozart  ist deine Liebe Gott
Wie Flügel des Himmels ist deine Liebe Gott.  Amen. 

Glaubensbekenntnis

In Verbundenheit lasst uns miteinander unseren Glauben bekennen:

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.  Amen.

Fürbitten

Gott, hier sind wir. Mal traurig, mal fröhlich, ängstlich oder furchtlos, schwach oder stark.
So kommen wir zu dir. So gehören wir zu dir. So beten wir zu dir.
Wir denken heute an alle, die in Tafeln arbeiten und in Obdachlosenunterkünften. Kurze Stille

Wir denken an die Lehrerinnen und Lehrer, die unermüdlich ihre Schüler begleiten und neue Wege suchen.  -  Kurze Stille

Wir denken an die Kinder und Jugendlichen, denen ihre Kontakte und Freunde fehlen.  - Kurze Stille

Wir denken an die Kranken, an die Sterbenden. An die Trauernden. An die, die versuchen, für sie zu sorgen.  - Kurze Stille

Gott, wir sind Deine Menschen. Wir sind miteinander verbunden. Atmen die Luft Deiner Schöpfung. Beten mit den Worten, die uns im Herzen wohnen:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Segen

Gott segne uns und behüte uns. Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.

Kerze löschen

Einen gesegneten Sonntag und bleiben Sie behütet!